ADHS in der Internetseite der Praxis für Ergotherapie von Iris Müller-Mengringhaus aus Uslar!
Was ist ADHS?
Es gibt mehrere Fachbegriffe für die Störung: Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung, Hyperkinetische Störung und Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung.
Die kindliche hyperkinetische Störung ist geprägt von drei Leitsymptomen:
- Hyperaktivität
- Impulsivität
- Unaufmerksamkeit
Was für Probleme haben diese Kinder?
Ein Teil der Kinder fällt durch ihr allgemein hohes Erregungsniveau und situations- unangemessenem Bewegungsdrang schnell auf und sorgt für viele soziale Reibungspunkte. Es gibt auch Kinder, deren Problem weniger die Hyperaktivität ist, sondern ihre Unaufmerksamkeit. Sie haben zu wenig Antrieb und eine verschwimmende und sehr stark motivationsbedingte Aufmerksamkeit. Eine hohe Ablenkbarkeit und mangelnde Impulssteuerung sind weitere Merkmale. Die Bandbreite der möglichen Symptome reicht darüber hinaus von sozialen Problematiken bis hin zu Gedächtnis- und Merkfähigkeitsstörungen und Problemen in der Handlungsplanung und -ausführung.
Häufig zu beobachtende Beeinträchtigungen stellen auch fein- und grobmotorische Ungeschicklichkeiten, Dysfunktionen der Sensorischen Integration, Teilleistungsstörungen wie Legasthenie oder Dyskalkulie dar. Für die Diagnose müssen die Symptome mindestens 6 Monate lang sehr stark aufgetreten sein und für die Familie und das Kind, sowie andere Lebensbereiche wie Schule oder Kindergarten eine deutliche Beeinträchtigung bedeuten.
Nicht immer sind die genannten Probleme ein Zeichen für ein ADHS, daher muss der Arzt auch andere kinder- und jugendpsychiatrische Störungen betrachten, z. B.:
- Störungen des Sozialverhaltens (mit und ohne oppositionelle Verhaltensstörung)
- effektive, vor allem depressive Störungen
- Angststörungen
- Tic-Störungen oder Tourette-Syndrom
Woher kommt ADHS?
Ursächlich werden aktuell insbesondere genetische Dispositionen, Stoffwechselvorgänge (vor allem die Rolle des Neurotransmitters Dopamin) und neuroanatomische Veränderungen im Gehirn vermutet.
Ungünstige Bedingungen in Familie und Schule unterstützen die Entwicklung problematischen Verhaltens.
Was tun bei ADHS?
Eine Diagnose kann von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder Kinder- und Jugendarzt gestellt werden. Die Einschätzung der Eltern und Lehrer bzw. Erzieher und weitere Personen, die mit dem Kind zu tun haben, sollte dabei mit einbezogen werden.
Therapeutisch allgemein anerkannt und durch verschiedene Studien in ihrer Wirksamkeit belegt, sind vor allem familientherapeutische Maßnahmen, kindzentrierte verhaltenstherapeutische Interventionen, Information und Beratung der Eltern und der beteiligten Institutionen, sowie in Ergänzung u.U. die medikamentöse Therapie. Auch die Ergotherapie wird als erfolgreiches Therapiekonzept für die Behandlung von Kindern mit ADHS eingesetzt.
Ziel der Behandlungsstrategie ist es das Selbstmanagement des Kindes zu stützen und zu fördern. Insbesondere bei einer krisenhaften Zuspitzung der Problematik in der Familie und in der Schule ist die medikamentöse Therapie (z. B. mit Methylphenidat) als zeitlich begrenzte Maßnahme sinnvoll, um andere therapeutische Schritte z.B. Ergotherapie. Aber auch die Veränderung von Verhalten überhaupt erst zu ermöglichen. Die Medikamente sind rein symptomatisch wirksam (verbesserte Aufmerksamkeitsleistung; Abnahme der ziellosen Aktivität und Unruhe, Verbesserung in der Organisation von Verhalten).
Was bewirkt Ergotherapie bei Kindern mit ADHS?
Der Einsatz des Heilmittels Ergotherapie erfolgt auf der Grundlage einer ärztlichen Verordnung, in dem hier angesprochen Rahmen durch Kinderärzte und Kinder- und Jugendpsychiater. Kostenträger der in der ambulanten ergotherapeutischen Praxis durchgeführten Behandlung sind die gesetzlichen und privaten Krankenkassen. Ergotherapeuten sehen das Kind unter dem Aspekt seiner Alltagsbewältigung. Sie wollen auf der Basis der zuvor gestellten ärztlichen Diagnose die Schwierigkeiten des Kindes in Elternhaus, Kindergarten bzw. Schule erkennen und in Bezug zu den Ursachen und dem Lebenskontext des Kindes stellen.
Die Aufgebe der Ergotherapie besteht also darin, das Kind in seiner Handlungsfähigkeit so zu unterstützen, dass es in der Lage ist, im Alltag situationsentsprechend und angemessen tätig zu sein und situationsgerecht zu handeln. Das umfasst vor allem die Organisation, Strukturierung und Entwicklung von Handlungsplanung und -ausführung.
Ergotherapie versteht sich seit jeher als eine Selbstmanagement-Therapie, und wird in diesem Sinne auch erfolgreich in der Behandlung von Kindern mit ADHS angewandt.
Anhand sinnvoller und zielgerichteter Tätigkeiten im gestalterischen, motorischen spielerischen und handlungsorientierten Bereich kann das Kind planvolle Handlungsschritte selbsttätig organisieren lernen und in den häuslichen Alltag übertragen.
Verhaltenstherapeutische Elemente werden in die Behandlung eingebunden: materielle („Sternchen", „Smileys") und soziale Verstärker (positive Zuwendung) werden als Mittel zur Verhaltensteuerung, Konzentration und zielbezogenem Arbeiten eingesetzt.
Eventuell zusätzliche Probleme des Kindes, wie z. B. fein- oder grobmotorische Störungen oder Dysfunktionen in der sensorischen Integration werden innerhalb des ergotherapeutischen Konzeptes in die Behandlung einbezogen.
Weitere ergotherapeutische Ziele sind:
- Steigerung des Selbstwertgefühles und des Selbstvertrauens
- Förderung von Motivation und Antrieb („Ich habe Lust etwas zu machen, etwas mit Holz oder Seidenmalerei wurde mich interessieren.")
- Erleben von Selbstwirksamkeit (das Kind bemerkt: „Nicht alles, was ich anfange misslingt! Mit den richtigen Bedingungen, wie z.B. einem strukturierten Arbeitsplatz kann ich ebenso ein Werkstück gestalten, wie die anderen Kinder")
- Verbesserung der sozialen Kompetenzen („Ich kann auch mit anderen Kindern zusammenarbeiten und etwas Gemeinsames erschaffen.")
- Verbesserung instrumenteller Fertigkeiten und manueller Fähigkeiten („Ich kann mich besser konzentrieren und ich weiß, wie ich meinen Plan umsetzen kann. Ohne mich zu verletzen, kann ich mit Werkzeugen umgehen.")
Ergotherapie schafft ein Umfeld mit klaren Rahmenbedingungen, das die besonderen Verhaltensweisen dieser Kinder berücksichtigt, in dem sie sich orientieren und lernen können. Die Therapie findet in der Regel als Einzeltherapie statt, bei besonderer Zielsetzung gegebenenfalls auch in Kleingruppen. Durch die parallel zur Behandlung mit dem Kind durchgeführten, intensiven Elternberatungen, werden die Bezugspersonen des Kindes angeleitet, das Kind in seinen bereits vorhandenen Fähigkeiten zu unterstützen und den Alltag entsprechend zu strukturieren. Hierbei geht es insbesondere darum, die in der Ergotherapie gelernten Strategien des Kindes zur Selbststeuerung und Selbstregulierung in das häusliche Umfeld zu übertragen.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Eltern und anderen Familienangehörigen Ergotherapeuten. Schulen oder Kindergärten, dem behandelnden Arzt und/oder dem zuständigen Psychologen ist eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie und ist Teil des multimodalen Behandlungskonzeptes.